a random sample of the seeings of my beings (1980/1995)

welche chancen sich in einer der folgenden serien als realisiert, verwirklicht ausdrücken, kann ich jetzt noch nicht wissen.

protokoll
work number V73-10S
datumzeitabstand in msitzend: -
stehend: /
winkel in grad
1.1.7311.282-110
14.485/190
13.203-260
2.1.7310.254/330
11.133-240
13.431-180
3.1.7312.272/130
13.502-110
12.105-90
4.1.7311.501/360
13.052-180
5.1.7312.081-180
12.103/280
14.461-180

die fotos dieser serie können als reproduktionen der wirklichkeit aufgefaßt werden. insofern ist diese serie nicht als so real aufzufassen, wie meine objekte, die wirklichkeit sind. andererseits sind auch diese reproduktionen der wirklichkeit nicht mehr die wirklichkeit, die sie abbilden, sondern sind, als reproduktionen, ihre eigene wirklichkeit geworden, so daß sie in ihrem eigenen so-sein an der wirklichkeit, wie sie jetzt ist, teilhaben und, obgleich zustände der natur, durch unsere oktivität an ihr teilnehmen.

hieraus wird meine position klar, daß abstrakte kunst nicht existiert.

diese serie ist aus dem gedanken entstanden, daß nicht nur, was man macht, tut, denkt, teil eines konzeptes ist, sondern auch das, was man wahrnimmt. man sieht in dieser serie gleichwohl nicht die wahrnehmung selbst, diese ist durch die kamera objektiviert, sondern man sieht nur das objekt oder das wahrnehmungsfeld, meistens in seinem kontext.

die photoreihe auf der linken seite, auf denen ich selbst abgebildet bin, wurde von susanne goepfert gemacht. ich hatte eine liste zugrundegelegt, worauf für jede aufnahme ein systematisch - zufälliges programm stand: der zeitpunkt der aufnahme, der abstond vom objekt (1 bis 5 meter), sowie anweisungen, ob das foto hockend, sitzend oder stehend aufgenommen werden muß, der winkel in bezug auf das objekt, von der das bild gemacht werden muß (meine nase galt als 90 grad, mein rechtes ohr als 180 grad, usw, siehe das protokoll).

im moment, in dem susanne das foto machte, sagte sie 'stop', und ich versuchte, genau das objekt meiner wahrnehmung, meines schauens, festzuhalten, es zu zentrieren. sie gab mir dann die kamera und ich machte dann das foto, das in der rechten bildreihe steht.

einige kleine abweichungen treten auf durch den zeitunterschied zwischen dem moment, in dem sie 'stop' sagte und ich das foto des gesehenen machte. diese unterschiede sehe ich nicht so sehr als ungenauigkeiten, sondern vielmehr als ausdruck meiner position: es ist immer anders.

die wirklichkeit wirkte. (und wirkt). (beispiel: susanne im auto ohne kamera).

seither schickte ich fotos (des -geschauten) zu einigen ausstellungen konkreter und visueller poesie und gab dazu folgendes manifest heraus:

my poetry is the world
i write it every day
i rewrite it every day
i see it every day
i read it every day
i eat il every day
i sleep it every day

the world is my chance
it changes me every day
my chance is my poetry

source: herman de vries, 'a random sample of the seeings of my beings', in herman de vries. to be : texte - textarbeiten - textbilder (Stuttgart 1995) 82-85. Originally in Dutch in exhibition catalogue herman de vries. werken 1954-1980 (Groninger Museum : Groningen 1980) 172-177.